Konzertsaal Kulturpalast 1511

Kulturpalast: 2,2 Sekunden Nachhallzeit machen Konzertsaal weltweit konkurrenzfähig

Höchste Qualität bei der Raumakustik und eine hohe Verweilqualität für alle Besucher sollen dem Dresdner Kulturpalast eine sichere wirtschaftliche Zukunft bescheren. Während der Anspruch an den Klang im neuen Konzertsaal keine internationalen Vergleiche scheuen muss, wird um einige Dinge, die den erwarteten eine Million Besuchern pro Jahr das Verweilen zum Vergnügen werden lassen, noch heftig gerungen.

Nachhallzeit bei 2,2 Sekunden

roth lautenbach 1311

Intendantin Frauke Roth (l.) und Akustik-Expertin Margriet Lautenbach beim Baustellentermin in der Musterachse in Originalgröße. Foto: W. Schenk

Der Saal mit seiner Klangqualität „wird in Deutschland und international für Furore sorgen“, zeigt sich Frauke Roth, Intendantin der Dresdner Philharmonie, sicher. Nach den Vorgaben der Experten vom niederländischen Akustikbüro Peutz Consult haben die Architekten den Konzertsaal in seinen Proportionen „radikal verändert“, sagte Stephan Schütz von den gmp Architekten. Die Hexagon-Form bleibe erhalten, an den Seiten wurde der Saal jedoch entschieden schmaler. Vor allem die Decke ist jetzt deutlich höher, erklärt Akustikexpertin Margriet Lautenbach. So konnte das Raumvolumen des Konzertsaals vergrößert werden. Ist das Volumen zu klein, wirke der Raum zu laut, sagt sie.

Die gefalteten Elemente an der Decke und den Seitenwänden würden für eine optimale Streuung der Schallwellen sorgen. Nach Vorgabe der Akustiker haben  die Gipselemente eine Masse zwischen 40 und 100 Kilogramm pro Quadratmeter. „Die Wände und die Decke müssen hart sein, sie dürfen nicht mitschwingen“, so Lautenbach.

Die Nachhallzeit im neuen Konzertsaal „liegt bei durchschnittlich 2,2 Sekunden“, erklärt die Akustikexpertin aus Holland. Damit biete man im internationalen Vergleich Spitzenwerte. Wie wichtig die Nachhallzeit ist, zeigt die Sanierung der Staatsoper unter den Linden in Berlin.

Nachhallzeiten:

  • 2,2 Sek – Konzertsaal Kulturpalast
  • 1,6 Sek – Semperoper Dresden
  • 1,6 bis 1,8 – Scala Mailand
  • 1,7 bis 2,0 – Metropolitan Opera New York
  • 1,7 bis 2,0 Osloer Oper

Chefdirigent Daniel Barenboim hatte sich eine Vergrößerung des Klangvolumens gewünscht, um die Nachhallzeit von 1,1 auf 1,6 Sekunden zu vergrößern. Darum wurde die Saaldecke nach einem Kompromiss mit den Denkmalschützern um vier Meter angehoben. Wie schwer Kompromisse zwischen Denkmalschützern und der Bauaufsicht zu erzielen sind, zeigt in Dresden der Konflikt um die 700 Meter Treppengeländer.

Die Akustiker haben für ihre Berechnungen ein 1:10 großes Saalmodell angefertigt und mit modernsten physikalischen Messmethoden gearbeitet. Auch die Zuschauersitze wurden vielfältigen Tests unterzogen, um zu erreichen, dass sich ein leerer Platz so wenig wie möglich auf die Akustik auswirkt. Wichtig, so Lautenbach, sei auch, dass die Musiker auf der Bühne sich  gegenseitig optimal hören. Für Michael Sanderling, Chefdirigent der Dresdner Philharmonie, steht fest: „Die Akustik ist das Wesen des neuen Konzertsaals, und eine gute Akustik gehört zu den entscheidenden Bedingungen für die erfolgreiche Arbeit eines jeden Dirigenten“.

Aufenthaltsqualität für ein Million Besucher

Kulturpalast 1311 modell

Die mehr als fünf Meter lange Musterachse in Originalgröße dient für weitere Tests. Foto: W. Schenk

Etwa eine Million Besucher werden im neuen Kulturpalast pro Jahr ein – und ausgehen. Den Großteil machen die  Leser der Städtischen Bibliothek aus. Sie ist mit ihren 6.000 Quadratmetern eine der größten kommunalen Bibliotheken in Deutschland, sagte Architekt Schütz. Für Intendantin Roth, die für das gesamte Haus verantwortlich ist, wünscht sich für die vielen Besucher ein gastronomisches Angebot. Das war bisher nicht geplant, wird aber nun möglich, weil die Touristinformation nicht in die für sei geplanten Räume einziehen will. Sie möchte an ihrem Standort am Neumarkt bleiben. Gastronomie mache den Bau teurer, warnt Axel Walther, KID-Geschäftsführer, und rechnet mit etwa 300.000 Euro. Die Kommunale Immobilien Dresden sind nicht nur Bauherr, sondern auch Eigentümer des Kulturpalastes und an einer sicheren wirtschaftlichen Zukunft des Gebäudes interessiert. Derzeit, so Walther, würden verschiedene Alternativen für die freigewordene Fläche geprüft. Kinderbetreuung, ein Zentrum für Baukultur oder Kunsthandel seien mögliche Optionen.  „Service und Gastronomie sind wichtig, damit der Kulturpalast von den Besuchern angenommen wird“, betont Roth ihre Prioritäten. Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) unterstützt das Anliegen. Sie wisse, dass das Baubudget Grenzen setze. „Aber es sollte gelingen, Gastronomie in das Haus zu holen“, sagte Klepsch.

 

Das könnte Sie auch interessieren …

Familientag: Großer Spaß beim „Bullenreiten“ auf der Cockerwiese

Mitmachaktionen zum Thema Balance und Geschicklichkeit standen im Mittelpunkt des Sport- und Familientages der Dresdner >>>

Bahn kündigt Sperrungen in Klotzsche an: Gleise auf neuer Brücke über den Nesselgrundweg werden verlegt

Die neue Brücke über den Nesselgrundweg in Klotzsche soll Ende März in Betrieb gehen. Darum wird die Eisenbahnstrecke >>>

Krebshilfe: Verein schafft mehr Platz für betroffene Familien im Haus Sonnenstrahl

Zwei neue Zimmer für Eltern krebskranker Kinder hat der Verein Sonnenstrahl in der gleichnamigen Villa eingerichtet. >>>

Die Mafia in Mexiko – als vergnügliche Dinnershow im Erlwein-Capitol

„Stiehl wenig – und du kommst ins Gefängnis. Stiehl viel – und du machst Karriere.“ Das ist das Patentrezept des Paten. Doch >>>

Countdown für das Stollenfest läuft – süße Platten für den Mega-Striezel
In zwölf Tage ist wieder Stollenfest. Bis zum 9. Dezember, das ist der Samstag vor dem zweiten Advent,  backen die Dresdner
>>>