Orgelpfeifen

Eules Orgel für den Kulturpalast – 900.000 Euro sind bereits gespendet

„In diesem Jahr werden wir die Million überschreiten“, ist sich Lutz Kittelmann vom Förderverein der Dresdner Philharmonie sicher. Er macht sich stark fürs Spendensammeln für die neue Orgel des Kulturpalastes. Im Mai 2012 war das Projekt, das Kittelmann gern mit einem Marathon vergleicht, gestartet. Gab es am Anfang noch Bedenken wegen der langen Distanz – Kittelmann: „Bis wir die ersten 100.000 Euro zusammenhatten, dauerte es.“ – so lief es dann umso besser. Jetzt sind 900.000 Euro in der Spendenkasse. Aber: „Das letzte Stück der Strecke ist, wie beim Marathon, oft das anstrengendste.“ Allerdings gebe es noch zwei Benefizkonzerte der Philharmonie – und natürlich sehr viel Hoffnung.

Zur Erinnerung: Die Orgelkommission hatte mit der Stadt eine Vereinbarung getroffen: Wenn die Förderer der Philharmonie es schaffen, eine Million Euro zusammenzubringen, gibt Dresden die restlich benötigten 300.000 Euro dazu. Auf die darauffolgende Ausschreibung hin, hatten sechs Firmen einen Entwurf eingereicht. „Wir baten die Mitglieder der Kommission, die Nummer ihres Favoriten auf einen Zettel zu schreiben“, erzählt Lutz Kittelmann. „Danach wurden alle Entwürfe diskutiert.“ Zum Schluss habe man die Zettel angesehen. „Bei vier der fünf Entscheider lag die Bautzener Firma Eule auf Platz 1. Der Fünfte hatte Eules gleichzeitig mit einer Österreichischen Firma obenan gesetzt.“

„Wir bewegen richtig viel Luft“

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Kulturbürgermeister Ralf Lunau, Vereinsvorsitzender Lutz Kittelmann und die Chefs der Orgelfirma Anne-Christin und Dirk Eule (v.l.n.r.). Foto: Th. Wolf

„Eine gute Wahl“, findet Kulturbürgermeister Ralf Lunau. Er besuchte das Unternehmen Ende Februar in Bautzen und ließ sich über die anstehenden Planungen informieren. In diesem Herbst beginnen die Vorarbeiten für das Kulturpalast-Schmuckstück, ab dem nächsten Frühjahr sollen die einzelnen Teile gefertigt werden. Ein Jahr darauf wird eingebaut und abgestimmt. „Solch ein Instrument muss nicht nur optisch in den Raum hinein komponiert werden, sondern auch akustisch“, erklärt Dirk Eule, der zusammen mit seiner Frau Anne-Christin die Geschäftsführung der Firma innehat, übrigens in vierter Generation.

Ganze 17 Wochen hat man eingeplant, um die Teile in der sächsischen Landeshauptstadt zu einem Ganzen werden zu lassen. Eine spannende Sache, schließlich weiß Chef-Intonateur Gregor Hieke erst dann, wie sich das Instrument tatsächlich im Raum verhält. Vorstellen müsse er sich das bereits jetzt können, so Dirk Eule. Es sei etwa so, als ob man ein Bild male. „Die Vorstellung davon hat der Künstler bereits im Kopf – aber während des Malens verändert sich noch einiges.“

Chefkonstrukteur des Ganzen ist übrigens Andreas Werner, „ein wirklicher Künstler“, betont der Geschäftsführer. Während er am Computer alles zweidimensional konstruiere, müsse er dreidimensional denken, „damit sich die Teile nicht überschneiden“. Schließlich sei eine Orgel eine lebendige Sache. „Wir bewegen richtig viel Luft. Und zwar genau 2.800 Liter von jetzt auf gleich.“ Während er spricht, wird im Hintergrund scharf gesägt, sacht gehämmert und hin und wieder flieht ein Ton aus dem Metall. Das Metall ist eine Zinn-Blei-Legierung, zumindest zu 99 Prozent. „Der Rest ist geheim“, sagt Anne-Christin Eule und ergänzt: „das gehütete Rezept eines jeden Orgelbauers“.

Vier Manuale, 67 Register, 4.000 Pfeifen

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Chef-Intonateur Gregor Hieke. Foto: Th. Wolf

Was man wissen darf: Die geplante Orgel, deren Visualisierung man übrigens auf dem Bild an der Fassade der Kulturpalast-Baustelle sehen kann, ist 15 Meter breit und etwa acht Meter hoch. Sie hat vier Manuale, 67 Register und etwa 4.000 Pfeifen. Moment: Zunächst werden nur 61 Register gebaut, die restlichen sechs jedoch vorbereitet – eine Kostenfrage. „Vielleicht kommen ja auch mehr als eine Million Euro zusammen. Dann könnten es gleich 67 Register sein“, sagt Dirk Eule.

Über 90 Prozent der Orgel entstehen im Eule-Firmensitz in Bautzen, nur wenig lassen sich die Geschäftsleute zuliefern. Eine Qualitäts-Vorsichtsmaßnahme. Spätestens dann, wenn man dem Chef zuhört, wie er von kleinen Winkeln aus Weißbuche erzählt, in filigranster Arbeit ein Lederröllchen mit einem Durchmesser von sechs Millimetern eingepasst werden muss, durch welches dann ein 1,6 Millimeter starker Messingdraht geschoben wird, ahnt man, wie detailverliebt und handwerksstolz die Bautzener Orgelbauer sind. Dem neuen Instrument für den Kulturpalast wird es zu Gute kommen.

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