Thema: Stadtrat

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Detlef Sittel: Woba-Verkauf war Zäsur – Spielraum nicht wieder riskieren

Nachdem mit Dirk Hilbert (FDP) Dresdens neuer Oberbürgermeister feststeht, wählt der Stadtrat am 6. August sechs der sieben Beigeordneten neu. Die Amtszeit des Beigeordneten für Finanzen und Liegenschaften, Hartmut Vorjohann, geht noch bis Ende 2016. menschen-in-dresden.de stellt die sechs Bewerber vor, heute: Detlef Sittel.

Er ist ein alter Hase in der Rathausspitze. Seit 2001 sitzt er als Beigeordneter in den Dienstbesprechungen des Oberbürgermeisters. Dort hat er auf dem Chefsessel Ingolf Roßberg (FDP) erlebt, für zwei Jahre den amtierenden Vertreter Lutz Vogel (parteilos), Helma Orosz (CDU) und zwei Mal deren zeitweise Vertretung durch Dirk Hilbert (FDP). Nun wird Hilbert selbst den Chefsessel einnehmen. Auch er ist seit 2001 mit dabei. Winfried Lehmann, der dritte mit einer so langen Dienstzeit in der Rathausspitze, kandidiert nicht wieder.

Es gab nie ernsthafte Zweifel daran, dass Detlef Sittel von der CDU ins Rennen geschickt wird. Seit sich Rot-Grün-Rot und die CDU auf die neue Verwaltungsstruktur und die Vorschlagsrechte für die sieben Geschäftsbereiche der Beigeordneten geeinigt hatten, war die weitere berufliche Zukunft des gebürtigen Westfalen und studierten Juristen gesichert. Der Vater von vier Kindern – alle in Sachsen geboren – hätte aber auch außerhalb des Rathauses sehr gute Chancen gehabt.

Beigeordneter für Ordnung und Sicherheit:

Bewerber: Detlef Sittel (CDU)
Amtsantritt: im Amt seit 2001

Was gehört zum Amtsbereich?

  • Ordnungsamt
  • Bürgeramt
  • Brand- und Katastrophenschutzamt
  • Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt
  • Ortsämter- und Verwaltungsstellen

Obwohl so lange im Amt, ist für Sittel nicht alles erledigt. Im Gegenteil. „Es ist einiges liegengeblieben“, sagt er. Mit der stadtweiten Einführung der Ortschaftsverfassung gebe es viel zu tun. Jedes Ortsamt, jeder Ortteil sei anders. Deren Beteiligung an der Stadtpolitik und die dafür nötige Kommunikation zu organisieren, erfordere viel Zeit. Die will sich Sittel in den nächsten Jahren auf jeden Fall nehmen. Eine bürgernahe Verwaltung sei für ihn ohnehin ein zentrales Thema in der vergangenen Jahren gewesen.

Sittel verliert ab September die Zuständigkeit für die Krankenhäuser. Die übernimmt der Geschäftsbereich Soziales. Dafür muss sich der Ordnungsbürgermeister künftig wieder um die Veterinär- und Lebensmittelüberwachung kümmern. Das, so Sittel, habe er bis vor sechs Jahren bereits getan. Die Amtsleiterin Kerstin Normann habe er damals selbst noch ausgesucht. Nun werde man sich wiedersehen. Wechselnde Zuschnitte der Geschäftsbereiche habe es seit 2001 immer mal wieder gegeben, meint er.

Bei der Frage danach, ob er auch für das Amt für Wirtschaftsförderung zuständig sein wolle, ist Sittel eher zurückhaltend. Das neue Konzept für die Verwaltungsstruktur hat die Wirtschaftsförderung dem Oberbürgermeister, sozusagen als Chefsache, zugeordnet. OB-Kandidatin Eva-Maria Stange (SPD) hätte es wohl auch so gelassen. Hilbert dagegen lehnt das ab. In den OB-Bereich gehörten keine Fachämter, heißt es zur Begründung. Nun wird die Zuordnung wohl erst nach der Beigeordneten-Wahl entschieden. Dann, so Sittel, sei ohnehin noch weiterer Feinschliff erforderlich. Auch die Zuordnung des Eigenbetriebes Sportstätten ist noch ungeklärt.


Zum Thema:
Der Stadtrat hat einen neuen Zuschnitt der sieben Amtsbereiche beschlossen. Die abschließende Einigung erfolgt nach der Wahl der Beigeordneten.
>> Neue Verwaltungsstruktur
>> Bisherige Verwaltungsstruktur

Wenn der 48-Jährige auf seine Zeit im Rathaus zurückblickt, war der Woba-Verkauf 2006 die größte Zäsur. Auch wenn für ihn persönlich  das Flutjahr 2002 die größte Herausforderung vor allem in der Arbeitsbelastung gewesen sei.  Doch der Woba-Verkauf hat Grundsätzliches verändert. Bis dahin sei das dominierende Thema in den Dienstberatungen des Oberbürgermeisters der Schuldenabbau gewesen. Auch die Schließung der Staatsoperette habe man diskutiert. Dann kam die Entschuldung und plötzlich war Raum für Pläne und Investitionen, auch für die Kulturbauten. Diesen Spielraum dürfe man nicht wieder riskieren, betont er.

Für die Zukunft sieht Sittel die Investitionen in Schulen und Kindertagesstätten als absolute Priorität. „Das will ich auf keinen Fall relativieren“, sagt er. Darum sei die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft auch nicht die Schlussfolgerung des Rathauses gewesen, als die Vorlage zum Thema „Wohnen in Dresden“ erarbeitet wurde. „Was wir für die Woba aus dem Haushalt entnehmen, steht für andere Investitionen nicht zur Verfügung“, warnt Sittel.

Sittel Detlef Frühjahrsputz

Ordnung in der Stadt ist ein wichtiges Thema für Detlef Sittel (l.) – hier beim Start zum Frühjahrsputz 2015. Foto: W. Schenk

Damit bürstet er auch gegen den Strich seiner eigenen Partei. Sittel ist einer der drei Stellvertreter des CDU-Kreisvorsitzenden. Die CDU-Stadtratsfraktion hat sich gerade mit Rot-Grün-Rot über die Gründung einer städtischen Woba verständigt und will die Stadtverwaltung am 6. August mit umfangreichen Prüfungen beauftragen. Die Vorlage zum Wohnkonzept stammt zu wichtigen Teilen aus Sittels Feder, auch wenn er meint, man habe nur die aktuellen Zahlen der Statistikstelle ergänzt. Vieles von den Maßnahmen, die im Wohnkonzept der Stadtverwaltung stehen, hat bereits vor dessen Veröffentlichung den Weg in den umfangreichen Antrag der CDU-Stadtratsfraktion zum Thema Wohnen gefunden.

„Ich habe nie ein Hehl aus meiner Parteizugehörigkeit gemacht“, betont Sittel. Er war schon CDU-Vorsitzender in Bannewitz, wo er seit 1994 wohnt. Die fünf Jahre im Kreistag von Dippoldiswalde wolle er auch nicht missen. „Diese ehrenamtliche Arbeit und die Erfahrung aus dieser Zeit hilft mir bis heute beim Schreiben von Vorlagen für den Stadtrat“, sagt er.

Die Beigeordneten-Konstellation ab September ist für Sittel noch einmal ein „gewisser Paradigmenwechsel“. Deutlich mehr Fraktionen seien jetzt in der Führungsriege im Rathaus vertreten – FDP, CDU und Linke, Grüne, SPD und Piraten über ihre Kooperation. „Die Vernetzung wird besser werden“, ist er überzeugt. Auch wenn das Selbstverständnis des Beigeordneten als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Stadtrat immer auch eine subjektive Frage sei, „wird es auf jeden Fall anders“.

Zum Geschäftsbereich des Beigeordneten Ordnung und Sicherheit gehören auch die Feuerwehr, der Katastrophenschutz, die Statistik-Abteilung mit der Verantwortung für die Durchführung und Auswertung der Wahlen. Und das Standesamt. Heiraten als Wirtschaftsfaktor sollte in der Hochzeitshauptstadt funktionieren. Wenn Sittel schon nicht das Amt für Wirtschaftsförderung übernehmen will.